Skip to main content

Ein Platz voller Geschichte(n)

Ein Platz voller Geschichte(n) 
- oder vom vergessenden Erinnern 
von Brigitte Entner

Als sich die Initiative Koroška / Kärnten gemeinsam erinnern / skupno ohranimo spomin formierte, gab sie sich den Arbeitstitel Initiative Domplatz. Verweilen wir ein wenig an diesem Platz, dessen Erscheinungsbild als Sinnbild für jene Geschichte(n) gesehen werden kann, die mit diesem Platz verbunden sind und werden. Der Platz selbst ist nicht nur sehr verwinkelt, sondern weist auch einige Niveauunterschiede auf. Zum Teil ist er gepflastert, zum Teil begrünt. Google Maps bezeichnet die gesamte Anlage als Domplatz, der online Stadtplan der Stadt Klagenfurt wiederum unterscheidet noch zwischen der gepflasterten Fläche, dem Domplatz, und der Grünfläche im nordwestlichen Teil des Areals, dem Jesuitenpark. Es ist dies der einzige Hinweis, der an jenes imposante Gebäude erinnert, welches nicht nur vom Ende des 16. Jahrhunderts bis Anfang der 1960er Jahre die gesamte Westseite der Domkirche umgürtet, sondern auch wichtige Impulse für die Stadt und ihre Geschicke ausgestrahlt hatte. Vor Ort, nahe der Kreuzung Lidmanskygasse – Karfreitstraße, befindet sich seit 2019 ein Straßenschild mit der Bezeichnung „Stadtrichterplatz“. Es wurde anlässlich des 55-Jahr Jubiläums des Vereins „Stadtrichter“, der den Altstadtzauber organisiert, aufgestellt.
Niveauunterschiede der Erinnerung(en)
Dieser Beitrag will versuchen, auf die Niveauunterschiede der Erinnerung(en) einzugehen, das Verwinkelte aufzubrechen und das Verdeckte, soweit es in diesem Rahmen möglich ist, wieder ein Stück weit sichtbar zu machen. Was wird aktuell der Erinnerung preisgegeben? Was wird vergessen und verdrängt an diesem Platz, der sich in der Zwischenkriegszeit unter anderem auch als Ort des Erinnerns und Bewahrens verstanden hat? Ein neuerlicher, genauerer Blick auf Google Maps enthüllt uns im nordwestlichen Teil des Areals die Existenz eines Erinnerungszeichens sowie eines Reliefs. Das Relief zeigt die Stadt Klagenfurt im ausgehenden 17. Jahrhundert und bietet somit auch einen Einblick in die räumliche Situation vor Ort. In unmittelbarer Nähe zum Relief ragt eine Marienstatue in die Höhe. Sie wurde, wie die Inschrift erklärt, anlässlich der Beendigung der Besetzung Wiens im Jahre 1683 gestiftet, nach einer wechselhaften Geschichte 2002 saniert und auf ein Sockelpodest gesetzt. Neben den beiden Exponaten befindet sich jedoch noch ein weiteres, ebenfalls 2002 erneuertes Erinnerungszeichen. Es ist dieser Gedenkstein, der den Anstoß zur Gründung unserer Initiative gegeben hatte. Wiewohl er auf Google Maps nicht eingezeichnet ist, dominiert er die am Platz eingeschriebene Erinnerungskultur, obgleich dieser Platz noch viele weitere Geschichten zu erzählen hätte. Die meisten dieser Geschichten, auch jene aus dem 20. Jahrhundert, sind dem kollektiven Gedächtnis wieder entschwunden. Sie betrafen nicht nur Individuen sondern auch Kollektive und sie nahmen bisweilen einen äußerst dramatischen Verlauf. Über andere Geschichten können wir heute schmunzeln. Doch sie alle sind mit jenem Gebäude verbunden, das vom ausgehenden 16. Jahrhundert an bis in die 1960er Jahre hinein auf diesem Platz stand.

Beiträge | Prispevki

Newsletter

Enter your email address below to subscribe to our newsletter